“Nichtsdestoweniger ergoß sich der historische Materialismus in einem machtvollen Strom, sprengte nich nur den Rahmen der revolutionären Arbeiterzirkel, sondern ging selbst über den des Proletariats überhaupt weit hinaus. Meine Zuhörer werden sich nur schwerlich vorstellen können, daß die Front des “ökonomischen Materialismus” (es gab damals einen solchen Terminus – ich werde darauf noch zurückkommen) von Plechanow und Lenin auf dem linken Flügel bis zu Maxim Kowaleski und Miljukow (!) auf der äußersten Rechten reichte. Manche alten Leute, die sich an diese Zeit noch erinnern können, halten heute noch Maxim Kowalewski für einen der Begründer des historischen Materialismus in Rußland. Was Wunder also, wenn auch in jenen Tagen in den Spalten der großen Journale, sogar in den Schriften des deutschen Privatdozenten Weisengrün, historischer Materialismus “entdeckt” wurde, und das zu einer Zeit, wo es bereits – zum Teil sogar in russischer Uebersetzung – den ganzen Marx, den ganzen Engels, die besten Arbeiten des jungen Kautsky sowie die Schriften Mehrings gab, und in russischer Sprache, zudem noch in einem sehr guten Russisch, Plechanow existierte, die früheren Arbeiten von Tschernyschewski und Tkatschow schon gar nicht mitgerechnet. Nichts wirkt neuer als etwas, was man gründlich vergessen hat.” [‘Die Aufgaben der Gesellschaft Marxistischer Historiker. Rede, Gehalten in der Eröffnungssitzung der Gesellschaft am 1. Juni 1925] [in M.N. Pokrowski, Historische Aufsätze. Ein sammelband, 1928]