“Die Schrift “Die Krise der Sozialdemokratie” orientierte vor allem auf den Kampf für die rasche Beendigung der Krieges, den sie als einen Kampf um die politische Macht im Staate, als eine Auseinandersetzung zwischen Sozialismus und Kapitalismus verstand. Rosa Luxemburg war also, wie Lenin schrieb, entschieden gegen den imperialistischen Krieg, für die revolutionäre Taktik (55). Sie stimmte mit Lenin nicht nur in der Einschätzung des Charakters des ersten Weltkrieges als eines antinationalen, allseitig imperialistischen Krieges überein, sondern auch darin, daß für die Sozialdemokratie die größte Belastungsprobe nach der Entfesselung eines Weltkrieges begänne und daß der Kampf der Arbeiterklasse entsprechend der auf dem Stuttgarter Internationalen Kongreß angenommenen Resolution, die zuletzt 1912 in Basel noch einmal von allen Parteien der II. Internationale als Richtschnur revolutionären Handelns für den Fall des Ausbruchs eines imperialistischen Krieges bestätigt worden war, geführt werden müßte. Diese übereinstimmende Anschauung über die allgemeine Richtung des proletarischen Emanzipationskampfes unter den Bedingungen des imperialistischen Krieges entsprang  ihrem Marxistischen Standpunkt, der Rosa Luxemburg zeit ihres Lebens mit Lenin verband (56). Wenn auch Rosa Luxemburg in ihrer Junius-Schrift ihre richtige Erkenntnis vom generell imperialistischen Charakter des ersten Weltkrieges in unzulässiger Verallgemeinerung – wie Lenin kritisierte – auf alle Kriege im Zeitalter des Imperialismus ausdehnte und dabei die Möglichkeit nationaler Kriege leugnete, so leistete sie doch einen bedeutenden Beitrag, um die nationale Demogogia der Herrschenden Klassen zu entlarven. Hatte Rosa Luxemburg in ihrer Schrift “Sozialreform oder Revolution?” schon darauf hingewiesen, daß die herrschenden Klassen mit der Schaffung des Militarismus als eines Instrumentes ihrer expansiven Weltpolitik bestrebt ware, die Demokratie abzubauen, so vertiefte sie in ihrer Junius-Schrift diese Erkenntnis, indem sie auch die Zerstörung demokratischer Traditionen im ideologischen Bereich analysierte.” [Günter Radczun, ‘Nachwort’, in Rosa Luxemburg, a cura di Günter Radczun, ‘Politische Schriften’, Leipzig, 1970] [(55) W.I. Lenin, ‘Über die Junius-Broschüre’, in: Werke, Bd. 22, Berlin, 1960, S. 310; (56) Günter Radczun, ‘Einige Probleme der Haltung Rosa Luxemburgs zur proletarischen Revolution’, in ‘Beiträge zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung’, 1966, Heft I. S. 9f] [Lenin-Bibliographical-Materials] [LBM*]