“Darwins Buch entwickelt den Gedanken, dass die Veränderungen der Lebewesen nicht auf willkülriche Eingriffe eines Schöpfers zurückzuführen sind, sondern ursächlich aus den Lebensbedingungen dieser Wesen erklärt werden müssen, und was Darwin hinsichtlich der Entstehung von neuen Formen und Arten der Pflanzen und Tiere ausführt, entwickelt Marx mit Bezug auf die Entwicklungsgeschichte der menschlichen Gesellschaften. Natürlich sind die Entwicklungsbedingungen dieser in wesentlichen Punkten andere, weil sowohl die Pflanzenwelt wie auch die Tierewelt sich im ganzen unbewusst, absichtslos entwickeln, während die Menschheit sich im Laufe der Zeit ihrer Entwicklungsbedingungen bewusst wird und sich auch immer mehr bewusst wird, wofür sie kämpft. Aber selbst diese Bewusstheit hilft den Menschen nicht über jegliche Gebundenheit hinweg sie macht nach der Marxschen Theorie die Entwicklung der Gesellschaft noch nicht zur Sache der Willkür. In ihrem Entwicklungsgang bleibt die Menschheit gebunden an ihre eigenen Existenz-bedingungen. Mit andern Worten: es ist zuletzt die Ökonomie, die Art und Weise – ich füge hinzu, da die Natur ja selbst das wichtiste Stück Ökonomie ist – und die Naturbedingungen der Produktion der Lebensgüter, welche den letzten entscheidenden Faktor bilden in der Geschichte der Wandlung der menschlischen Gesellschaften. Ein Gedanke der zwar schon früher, schon vor Marx geäussert worden ist, aber nicht in der präzisen Form, die Marx ihm gegeben hat. Vor allem gebührt Marx das Verdienst, dass er als Theoretiker der Gesellschaftsentwicklung zurückgegangen ist auf die Geschichte der menschlichen Arbeitsmittel, sie zurückgeführt hat auf die ‘Entwicklung des Werkzeugs’, dieser “Verlängerung der Organe des Menschen”” [Ed. Bernstein, ‘Der Revisionismus in der Sozialdemocratie. Ein Vortrag gehalten in Amsterdam vor Akademikern und Arbeitern. Mit einem Anhang: Leitsätze für ein sozialdemocratisches Programm’, Amsterdam, 1909]
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- Articolo pubblicato:23 Aprile 2017