“Die Broschüre ‘Po und Rhein’ respondierte auf Orientierungschwierigkeiten in der öffentlichen Meinung in Deutschland. Wie sollte sich Deutschland in einem zu erwartenden Krieg zwischen Frankreich und Österreich verhalten? Ein Teil der Presse – allen voran die ‘Augsburger Allgemeine Zeitung’ – vertrat die These: Der Rhein müsse am Po verteidigt werden; daher: Kriegseintritt auf seiten Österreichs, da die Poebene ein unentbehrliches strategisches Vorfeld zur Verteidigung Deutschlands sei” (26). Zunächst ironisierte Engels die politische Großmachttheorie – binnen kurzem werde Deutschland die Weltherrschaft zu Wasser und zu Land an sich reißen -, die hinter den militärischen Überlegungen steckte. Dann aber konzentrierte er sich allein auf die militärische Frage: Braucht Deutschland zu seiner Verteidigung die Herrschaft über Norditalien? Engels ging von den geographischen Gegebenheiten zu den strategischen Überlegungen über. Sein Ergebnis: Selbstverständlich bilde die Minciolinie eine strategische Lebensfrage – allerdings nur für Österreich, wenn es als selbständige Großmacht, unabhängig von Deutschland, agiere (27). Für Gesamtdeutschland jedoch sei der Besitz Norditaliens keineswegs eine absolute militärische Notwendigkeit. Denn wenn Deutschland einen Krieg in Italien führen muß, kann es ihn noch immer offensiv in der Poebene führen. Dazu kommen noch politische Überlegungen. Österreich herrschte in Italien nur durch Gewalt, durch den “Terrorismus des Belagerungszustandes”” [Ernst Hanisch, Der kranke Mann an der Donau. Marx und Engels über Österreich, 1978] [(26) Vgl. dazu Albert Schäffle, Aus meinem Leben, 1. Bd., Berlin, 1905, S. 56; (27) Po und Rhein, MEW, 13 Bd. S.242]
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- Articolo pubblicato:3 Gennaio 2014